4 November 2025

Deutsches Rentensystem vor dem Abgrund

Im Zeit-Podcast "Nur eine Frage" stellte Jochen Wegner am 22. September an seine Gesprächspartnerin Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise und Chefin des Sachverständigenrates die Frage:

"Ist die Rente wirklich sicher?"

Sie lieferte daraufhin eine ernüchternde Antwort und erklärte, warum das deutsche Rentensystem auf tönernen Füßen steht.

Ihr Wortlaut war zunächst sehr diplomatisch: " Das würde man gerne bejahen und natürlich wird hier keiner im Alter am Hungertuch nagen, aber wir müssen schon was dafür tun, dass es sicher bleibt." Auf weitere Nachfrage wird sie deutlicher: "Eigentlich nicht, wenn wir so weitermachen wie bisher."


Folge des demografischen Wandels

Bedingt durch die stetig steigende Lebenserwartung erhalten Menschen heute im Durchschnitt acht Jahre länger Rente als noch vor 40 Jahren. Zeitgleich liegt die Geburtenrate von 2,1 Kindern seit den 1970er Jahren unter dem Erhaltungsniveau. Somit finanzieren aktuell drei Beitragszahler einen Rentner; in 10 bis 15 Jahren wird sich nach jetzigem Stand das Verhältnis auf zwei zu eins senken. Das sind die Folgen des demografischen Wandels.


Zusammenbruch verschoben

Bereits vor 20 Jahren wurde vor dem Zusammenbruch des Rentensystems gewarnt. Dass dieser nicht eintrat, liegt an zwei Faktoren: zum einen unterstützte die Zuwanderung aus EU-Ländern das System und zum anderen sank die hohe Arbeitslosigkeit in dieser Zeit von 12 - 13 Prozent auf etwa 6 Prozent. "Wir hatten also in der Zwischenzeit Zuwanderung und das hat natürlich auch geholfen. Wenn Menschen ins Land kommen, hier arbeiten, dann unterstützten die natürlich auch das Rentensystem."


Hohe Zuschüsse

Rund ein Viertel des Bundeshaushalts, in Zahlen ausgedrückt € 110 bis 120 Milliarden, fließt jährlich als Zuschuss in das Rentensystem. Monika Schnitzer kritisiert politische Wahlgeschenke, wie beispielsweise die Mütterrente, scharf. "Das ist einfach Geld, das wir als reines Wahlgeschenk ausgeben." Zu Bedenken gilt es bei dieser Art Zuwendung, dass die ärmsten Rentner davon gar nicht profitieren, denn ihnen wird die Erhöhung auf die Grundsicherung angerechnet.


Längere Lebensarbeitszeit

Sie schlägt als Lösung eine nüchterne Formel vor: "Für jedes Jahr mehr Lebenserwartung, acht Monate mehr arbeiten, vier Monate mehr Rentner." Und somit bleibt auch das bisherige Verhältnis von 40 Jahren Arbeit zu 20 Jahren Rente gleich.


Zu wenig Investition in Aktien

International betrachtet hinkt Deutschland bei der privaten Altersvorsorge deutlich hinterher. Schnitzer beklagt: "Viel zu wenig Menschen sparen, indem sie in Aktien investieren". Der Staat sollte dafür sorgen, dass Erziehungsberechtigte für ihre Kinder ab sechs Jahren € 10 monatlich in einem breit diversifizierten Aktienfonds einzahlen, zur Finanzbildung und als Grundstock für die spätere Rente.


Japan als Warnung

Wohin der demografische Wandel ohne Zuwanderung führt, zeigt der Blick nach Japan: " Es fehlen auch die jungen Menschen auf der Straße. Und die Älteren, die man sieht, die sind einfach sehr viel aktiver. Das heißt, die arbeiten sehr viel länger." Viele Japaner arbeiten aus finanzieller Not heraus weit über das Rentenalter hinaus. Ein Einwurf meinerseits: wohin die massenhafte Zuwanderung - zum größten Teil ungebildeter Menschen aus anderen Kulturkreisen führt, zeigt sich hierzulande.

Reformmöglichkeit

Die Expertin Monika Schnitzer bevorzugt bei einer Neugründung ein kapitalbasiertes System: "Dann würde man selber für seine eigene Rente vorsorgen". Sie nennt als Vorbild Schweden, das bereits vor 20 Jahren auf ein Mischsystem umstellte und damit bis heute gute Erfahrungen macht.


Einbeziehung von Beamten?

Beamte in das Rentensystem einzubeziehen sieht sie kritisch: "Es bringt aber nicht das, was man sich davon verspricht, dass das jetzt sofort das Rentensystem stabilisiert." Da Beamte überdurchschnittlich lang leben, würden sie das System eher be- als entlasten.


Dringender Aufruf an die Politik

Ihr dringender ppell an die Politik lautet: "Was ich mir wünsche, sind Politiker, die sich einfach trauen, das anzugehen. Die Nachwelt würde es ihnen danken." Vor 20 Jahren hatte Franz Müntefering diesen Mut bewiesen, seiner Partei hat es allerdings nicht geholfen. Aber manchmal muss man es in Kauf nehmen.


Erbschaftssteuer anheben

Zum Schluss warb Monika Schnitzer für eine höherer Erbschaftssteuer: "Leute, die nicht so viel Glück hatten bei der Elternwahl, die müssen dann schauen, wo sie bleiben." In einer immer älter werdenden Gesellschaft entscheidet zunehmend das Erbe über Armut und Wohlstand im Alter,


Staat hat Ausgaben- und nicht Einnahmenproblem

Es gibt noch andere Ansätze um Kosten zu sparen, denn der Staat hat ein Ausgaben- und kein Einnahmenproblem. Finanziell besonders ins Gewicht fallen die ausufernde Bürokratie, Finanzierung NGOs, Bürgergeld, Migrationskosten, Ukraine oder ganz vereinfacht Steuergelder in der ganzen Welt verteilen. Von den Regierungsparteien traut sich an diese Themen in der Realität niemand ran und die Verschwendung wird weitergehen…


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