Hat die klassische Lebensversicherung eine Zukunft?
Die Lebensversicherungsbranche in Deutschland gerät mit ihren klassischen Anlageprodukten aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) immer mehr unter Druck. Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, äußert dazu: „Die Perspektiven sind schlecht“. Die Rating-Agentur analysiert seit 13 Jahren die Gewinnbeteiligungen der deutschen Lebensversicherer. An der aktuellen Studie nahmen 64 Gesellschaften mit einem Gesamtmarktanteil von 89 Prozent teil. Die Untersuchung zeigt, dass sich eine Senkung des Garantiezinses direkt auf die zugesicherte Beitragsrendite auswirkt. Hier werden von der Assekurata die gezahlten Versicherungsbeiträge in ein Verhältnis zu den garantierten Auszahlungen gesetzt. In diesem Jahr beträgt die Rendite im arithmetischen Durchschnitt 0,42 Prozent, gemessen anhand des Assekurata-Mustervertrages einer privaten Rentenversicherung – der Wert im Vorjahr lag bei 0,93 Prozent. Stellt man diese Zahlen der Inflationsrate des letzten Jahres von 0,9 Prozent entgegen, so verbleiben nur noch vier Lebensversicherungsgesellschaften, die nach einer Laufzeit von 25 Jahren auf Basis des Garantiezinsen das eingesetzte Kapital real erhalten können.
Die Zinsen sinken
Ebenfalls rückläufig ist die Gesamtverzinsung inklusive sonstiger Gewinnanteile, sowie die Beteiligung an den Bewertungsreserven zum Ablauf des Vertrages. Im arithmetischen Durchschnitt reduziert sich der Wert des Mustervertrages um 0,42 Prozent auf gesamt 3,9 Prozent. Im Jahr 2014 betrug der Rückgang 0,36 Prozent. Dr. Will dazu: „Die Analyse der einzelnen deklarierten Schlussüberschusskomponenten zeigt auch hier den Einfluss des LVRG“. Denn mit 0,42 Prozent ist der Anteil der konventionellen Schussüberschussanteile erstmals seit längerer Zeit wieder höher als die Sockelbeteiligung an den Bewertungsreserven mit 0,22 Prozent.
Das Problem mit den Altlasten
Zu kämpfen haben die Gesellschaften mit dem hohen Garantiezins in ihren Beständen. Aktuell liegt dieser bei 1,25 Prozent auf den Sparbeitrag des Vertrages, in den Jahren 1996 bis 2000 waren es 4,0 Prozent. Bei rund 60 Prozent der Versicherungen beträgt diese Zusage mindestens 3,0 Prozent, bei 21,24 Prozent sind es sogar 4,0 Prozent. Nach Schätzungen von Assekurata liegt der Nachreservierungsbedarf über die sog. Zinszusatzreserve (ZZR) für 2014 bei gut € 8 Milliarden – und damit € 1 Milliarde mehr als im Jahr zuvor. Ab dem Jahr 2011 summiert sich die ZZR somit auf mehr als € 20 Milliarden. Aber diese Summe steht den Versicherungskunden nicht zur Verfügung. Nach Analystenschätzungen wird die Gesamtverzinsung durch die ZZR um ca. 0,25 Prozent sinken.
Schlechte Zukunftsperspektiven
Für die künftige Entwicklung der Überschussbeteiligung zeigt sich die Rating-Agentur pessimistisch. Neben Belastungen durch die ZZR steht mit Solvency II ab 2016 der nächste Kostenfaktor an, der die Rendite für den Versicherungskunden reduziert. Experten stellen deshalb den Neuabschluss eines klassischen Lebensversicherungsvertrages infrage. Ob bestehende Verträge weiter geführt werden sollen, hängt von der persönlichen Situation ab. Kennen Sie in diesem Zusammenhang das Urteil zum legalen Betrug?
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