Juli 17 2016

Teure Garantien bei Riester, Rürup und Co.

Staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte wie Riester und Rürup garantieren dem Sparer, dass er am Ende der Laufzeit seine einbezahlten Beiträge zurückerhält. Allerdings erweisen sich diese Anlageformen aufgrund der Beitragsgarantie in der aktuellen Niedrigzinsphase als Fehlkonstruktion. Denn diese Versprechen führen dazu, dass bereits die Sparbeiträge junger Anleger zu zwei Dritteln in kaum verzinste Rentenpapiere ohne Aussicht auf Rendite festgelegt werden müssen.

Beitragsgarantie ist Unsinn

Berechnungen von Finanzmathematikern belegen die Problematik der Produkte. Ein Sparer beginnt beispielsweise im Alter von 25 Jahren Geld bis ins Rentenalter von 67 Jahren auf die Seite zu legen. Möchte nun der sicherheitsorientierte Anleger eine Garantie seiner einbezahlten Beiträge bzw. sind sie für staatlich geförderte Sparverträge vom Gesetzgeber vorgeschrieben, so muss ein Großteil der angelegten Gelder in bonitätsstarke Anleihen investiert werden. Bei einer Sparrate in Höhe von € 100, fließen somit € 66 in diese unrentable Anlageform. Die Berechnung stammt von der Frankfurt School of Finance & Management (FSFM).

Der Großteil des Beitrages muss unrentabel angelegt werden

Bleiben wir beim Beispiel des 25-jährigen Sparers; dieser zahlt monatlich € 100 an eine Lebensversicherungsgesellschaft, die ihn vom modernen Konzept einer staatlich geförderten Altersvorsorge überzeugt hat. 42 Jahre oder 504 Monate werden Beiträge entrichtet -  gesamt € 50.400. Da der Versicherer diese Summe garantiert zurückfließen lassen muss, ist er gezwungen € 66 in sichere Rentenpapiere zu investieren. Mit einem Zinssatz von 1,86 Prozent stehen nach der Laufzeit die eingezahlten Beiträge sicher zur Verfügung. Laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) errechnete die FSFM, dass noch vor wenigen Jahren zum Beitragserhalt bei diesem Berechnungsbeispiel € 13 ausgereicht hätten.

Historische Aktienrendite beträgt acht Prozent

Zum Vergleich wird die langfristige und „historisch übliche“ Durchschnittsrendite von 8 Prozent des Deutschen Aktienindex (DAX) herangezogen. Vom o.g. Sparbeitrag verbleiben nach Abzug der Beitragsgarantie monatlich lediglich € 34, um höher rentierliche Anlagen zu erwerben. Nehmen wir eine Rendite von 5 Prozent an, so ergibt sich eine weitere Summe von ca. € 56.700. Rechnerisch erhält nun der Sparer zum Renteneintritt mit 67 Jahren einen Betrag von gut € 107.000. Das entspricht einer Gesamtrendite von rund 3 Prozent.

Verlust von € 274.000

Mit der „historisch üblichen“ Rendite kommt unser Sparer aus vorangegangenem Beispiel, dank des Zinseszinseffektes, auf ein Endkapital von etwa € 381.000. Die Sicherheit der einbezahlten Beiträge kostet unserem Anleger sage und schreibe die gewaltige Summe von € 274.000.

Je älter, desto mehr Kapital bindet die Beitragsgarantie

Bei Anlagen mit Beitragsgarantie wird mit steigendem Alter der Beitrag, der ratierlich angelegt werden kann, zunehmend geringer. So sind beispielsweise bei einem 40-jährigen 77 Prozent seines Sparbetrages für Sicherheit gebunden. Ist der Kunde bereits 45 Jahre alt, sind sogar 85 Prozent  einbetoniert. Der neudeutsche Ausdruck dafür lautet „Cash Lock“.

Garantien fressen Unsummen

Aus o.g. Beispielen wird klar, dass der Gesetzgeber hier umgehend nachbessern muss. Denn für mehr oder weniger sinnlose Beitragsgarantien gehen horrende Sparsummen verloren, die jedoch für die Altersvorsorge des einzelnen Bürgers wichtig sind. Allerdings stellt sich hier die Frage: Verstehen Politiker wirklich die Funktionsweise dieser Geldanlage? Ich hege große Zweifel daran.

 

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