Stresstest für Versicherer – bei einem Viertel steht ein Fragezeichen
Die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA führte einen Stresstest der europäischen Versicherer durch. Das Ergebnis: Im schlimmsten Fall können 24 Prozent der Gesellschaften den Eigenkapitalvorschriften der kommenden Solvency II-Regeln nicht mehr nachkommen.
Japanische Verhältnisse?
Die Ergebnisse des Versicherer-Stresstests führt die EIOPA in einer Pressemitteilung wie folgt aus: „Ein Andauern der gegenwärtigen Niedrigzinsbedingungen könnte bei einigen Versicherern dazu führen, dass sie in acht bis elf Jahren Schwierigkeiten bekämen, die Versprechungen gegenüber den Versicherten zu erfüllen“. Als volkswirtschaftliches Vergleichsbeispiel wird Japan angeführt – dort liegt das Zinsniveau seit Jahren praktisch bei Null. Auch die Vermögenswerte, gemessen am japanischen Aktienindex, zeigen keine dauerhafte Steigerung an.
Gefahr des Doppelschlages
Das kritischste Szenario tritt ein, wenn auch in Europa die Börsenkurse deutlich sinken. In diesem Umfeld könnten 24 Prozent der im Stresstest geprüften Versicherer bei gleichzeitig anhaltenden Niedrigzinsen die Kapitalhürden von Solvency II reißen. Wie EIOPA weiter ausführt, betrifft dies vor allem Gesellschaften, die ihren Kunden langjährige Garantien bieten. Die EU-Versicherungsaufsicht bezeichnet die Marktsituation als Doppelschlag, wenn im anhaltenden Niedrigzinsumfeld zusätzlich die Börsenkurse sinken. Nach deren Berechnungen besitzen dann bestenfalls 56 Prozent der Versicherer ausreichend Eigenkapital, das zudem um durchschnittlich ca. 42 Prozent schrumpfen wird. Kleine Versicherungsgesellschaften sind in dieser Marktsimulation stärker bedroht als große Konzerne.
Prüfung für Solvency II
Der Hintergrund des Stresstests durch die EIOPA war eine Prüfung der Assekuranz auf ihre ausreichende Eigenkapitalausstattung für Solvency II. Diese neue Richtlinie bewertet das Kapitalanlagerisiko der Versicherungsgesellschaften wesentlich strenger als das aktuell geltende Solvency I. Anlässlich dieser Studie wurden 107 Einzelversicherer und 60 Konzerne aus der EU, Schweiz, Norwegen und Island untersucht, die zusammen 55 Prozent des Gesamtmarktes in Europa repräsentieren.
Keine Einzelergebnisse
Bezogen auf Deutschland waren nach Marktanteilen gut die Hälfte der Assekuranzgesellschaften vertreten. Im Gegensatz zum kürzlich durchgeführten Banken-Stresstest der EZB und der Notenbanken benennt die EIOPA weder Einzelergebnisse noch Unternehmensnamen. Betroffene Gesellschaften wurden von der EU-Aufsicht durch die nationalen Aufsichtsbehörden auf ihre Schwachstellen hingewiesen.
Probleme, die bei der Lebensversicherung als Geldanlage auftreten, sind bekannt – schwindende Umsatzzahlen, stark fallende Renditen usw. Sieht man sich die Studie der EIOPA an, stellt sich die Frage, ob sich diese Produkte als Altervorsorge tatsächlich lohnen.
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