30 December 2025

KI-Hype und Entwicklung der Märkte

Viele Anleger stellen sich aufgrund der in den letzten Jahren stark gestiegenen Märkte die Frage: Soll ich jetzt noch in Aktien investieren? In der Tat gibt es derzeit viele Risiken. Sorgen bereitet den Investoren vor allem die weitere Entwicklung in den USA.


KI-Hype - wiederholt sich die Geschichte?

Künstliche Intelligenz (KI) ist ohne Frage die zentrale Zukunftstechnologie unserer Zeit; die Kurse der Tech-Unternehmen sind bereits enorm hochgelaufen. Eine solche zyklische Übertreibung der Investments birgt immer Gefahren, die man genau im Blick haben muss. Vielen Investoren, die wie ich schon einige Jahrzehnte am Kapitalmarkt tätig sind, kommt da unweigerlich der Dot.com-Crash Anfang der 2000er Jahre in den Sinn. Seinerzeit brachen die Börsen über drei Jahre um bis zu

80 % ein.


Auch wenn die damalige Situation mit der heutigen nicht vergleichbar ist, da viele der zu dieser Zeit hoch bewerteten Unternehmen keine Gewinne erzielten, so beunruhigt das aggressive Investieren der Tech-Konzerne in Software, Chips, Rechenzentren, eigene Atomkraftwerke und gegenseitige Beteiligungen zahlreiche Marktteilnehmer. Es entsteht der Eindruck, dass die Konzernführungen das Rennen um die KI-Vorherrschaft um jeden Preis gewinnen wollen und sich nicht darum scheren, ob sie damit ggf. eine Menge Geld verbrennen.


Wer wird profitieren?

Wer wird im nächsten Jahr profitieren? Angesichts der Risiken in den USA ist der Fokus auf Europa zu legen. Dieser Markt ist hinsichtlich Themen, Ländern und Sektoren deutlich vielfältiger und günstiger bewertet als der US-amerikanische Markt und zur Diversifikation des Portfolios daher bestens geeignet. Auch die Peripherieländer wie Griechenland, Portugal oder Polen haben sich in letzter Zeit sehr gut entwickelt. Was interessante Themen angeht, so sollten sich Anleger neben Rüstung & Defence Tech auch Dinge wie Energieversorgung und Grundstoffe bzw. deren Förderung auf dem Radar haben.


Deutschland nicht vergessen

In diesem Zusammenhang darf auch Deutschland nicht vergessen werden. Nach der Ankündigung des Fiskalpaketes im Frühjahr ist das Land spektakulär zurückgekommen und seither gab es Rekordzuflüsse in deutsche Werte, insbesondere auch von ausländischen Investoren.


Da jedoch Zweifel an Umsetzung und Erfolg der geplanten Maßnahmen aufkamen, ist inzwischen die erste Euphorie verflogen, denn in den Zahlen zur deutschen Wirtschaft ist noch nichts zu sehen.


Das war aber bisher auch gar nicht möglich, denn der Haushalt für 2025 und das Gesetz über das Sondervermögen sind erst Anfang Oktober in Kraft getreten. Dies war der erste Schritt damit die Regierung auch handlungsfähig sein kann. Die wirtschaftlichen Effekte also deshalb erst ab dem nächsten Jahr spürbar sein, zunächst in den Sektoren Rüstung, Bau und Infrastruktur. Doch wir werden - nicht zuletzt durch die Firmen, die hier als Zulieferer fungieren - einen Transformationsprozess sehen, der der gesamten deutschen Wirtschaft zugutekommt.


Warum 2026 ohne aktives Management nichts geht

Im abgelaufenen Jahr ist viel Geld in passive ETF-Strategien geflossen, meines Erachtens geht diese Rechnung aber im nächsten Jahr nicht mehr auf. In der ersten Welle wurde der gesamte Markt mit nach oben gezogen, nachhaltig profitieren werden aber nicht alle. Nach genauer Beobachtung sind passive Fonds und Themen-Baskets, etwa für Infrastruktur, nicht immer gut zusammengesetzt. Vielen Unternehmen sieht man nicht sofort an, dass sie Profiteure der Infrastrukturmaßnahmen sind. Gleichzeitig schwimmen einige Basket-Unternehmen im günstigen Umfeld einfach mit, sie werden aber bei der kleinsten Eintrübung Probleme bekommen.


Daher gilt es nun zu selektieren: Was sind die wirklich attraktiven Unternehmen mit gutem Management und wettbewerbsfähigen Produkten? Welche Firmen sind für die Zukunft gut aufgestellt, verfügen über ausreichend Kapital und arbeiten profitabel? Dafür bedarf es eines sorgfältigen, fundamentalen Auswahlprozesses. Ein passiver Fonds, der eine zufällig zusammengestellte Benchmark abbildet, kann das nicht leisten.


Die Stunde der aktiven Manager

Die Erfahrung aus den 2000er Jahren lehrt uns, dass es anfangs oft eine kleine Gruppe von Unternehmen ist, die hohe Pioniergewinne vereinnahmt. Dies geht aber nicht ewig so, ihr Gewinnwachstum lässt mit der Zeit nach. Die Gewinne werden sozusagen "commoditisiert" und eine höhere Zahl an Unternehmen partizipiert an der weiteren Entwicklung. Löst sich eine solche Situation auf, schlägt übrigens die Stunde der aktiven Manager.

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