Vermögensaufbau mit Fonds? – Nicht mit uns Deutschen!
Georg Fahrenschon, Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV), äußerte bei einer Pressekonferenz anlässlich des Weltspartages in Berlin: „Noch sparen die Menschen in Deutschland. Ein finanzielles Polster zur Absicherung wird allgemein als wichtig erkannt. Gleichzeitig steigt aber die Zahl der Menschen, die angeben, es finanziell nicht stemmen zu können, Geld zurückzulegen.“
Schwachverzinste Anlagen überwiegen
Welche Geldanlagen eignen sich aus Sicht der Bürger, um eine „eiserne Reserve“ anzulegen? Eine Studie des Sparkassenverbandes zeigt, dass nur 8 Prozent der Befragten
Investmentfonds an die erste Stelle setzen. Ganz oben rangiert die selbstgenutzte Immobilie mit 52 Prozent, gefolgt von Lebens- und Rentenversicherungen sowie dem Bausparvertrag mit jeweils 27 Prozent. Hierbei waren Mehrfachnennungen möglich. Für diese Studie befragte das Marktforschungsunternehmen Icon, im Auftrag des DSGV, bundesweit 2.000 Personen.
Unwissenheit führt zu Verlusten
Die Fondsindustrie steht weiterhin im Hintergrund und tut sich schwer öffentlich wahrgenommen zu werden. Unverständlicherweise halten aber nach wie vor ein Fünftel der Bundesbürger das Sparbuch für ein geeignetes Instrument der Altersvorsorge. Mittlerweile muss jedem bewusst geworden sein, dass mit einem Sparzins, der sich nur knapp über „Null“ bewegt, nach Abzug der Inflation der reale Kapitalverlust vorprogrammiert ist.
16 Prozent haben kein Geld für die Altersvorsorge übrig
Für Investmentgesellschaften gilt nicht nur die Immobilie als starke Konkurrenz, zusätzlich gibt es andere Finanzprodukte, mit denen sie zu kämpfen haben. Laut der DSGV-Studie kommt aber ein weiterer schwerwiegender Umstand hinzu - die Bereitschaft und vor allem die Möglichkeit der Bürger nimmt ab - Geld fürs Alter zur Seite zu legen. Insgesamt sind nach eigenen Angaben 16 Prozent der Deutschen „finanziell nicht in der Lage“, aktive Altersvorsorge zu betreiben. Beängstigend ist, dass dieser Wert in den letzten Jahren stetig angestiegen ist – von 12 Prozent im Jahr 2012 und 14 Prozent 2013.
In der Gruppe der unter 30-Jährigen bildet bereits die Hälfte keine Rücklagen mehr fürs Alter. 18 Prozent der jungen Generation plant sogar den Konsum zu erhöhen. Eine besorgniserregende Entwicklung. Denn Tatsache ist, die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung werden weiter sinken. Ein Umstand, den man sich vor Augen halten sollte. „Hier besteht dringend Handlungsbedarf. Wir müssen den gesetzlichen Rahmen optimieren, um wieder mehr Anreize fürs Sparen zu schaffen“, so Fahrenschon.
„Anschubunterstützung für den frühzeitigen Vermögensaufbau“
Der DSGV-Präsident ruft dazu auf, das Vermögensbildungsgesetz neu zu justieren: „Gerade die sogenannte Arbeitnehmer-Sparzulage ist eine bewährte Anschubunterstützung für den frühzeitigen Vermögensaufbau. Der Förderumfang ist aber bislang so niedrig, dass kein substanzieller Anreiz zum Sparen entsteht“. Derzeit werde lediglich ein Anlagehöchstbetrag von 400 bis 470 Euro jährlich durch die Zulage gefördert. „Nur mit einer deutlichen Anhebung und dauerhaften Dynamisierung der Anlagehöchstbeträge lassen sich die notwendigen Anreize schaffen, die Vermögensbildung wirklich zu fördern“, so der DSGV-Präsident.
Darüber hinaus müssten auch die Einkommensgrenzen für die Arbeitnehmer-Sparzulage „deutlich nach oben“ angepasst werden. „Dadurch würde nicht nur die Einkommensentwicklung der vergangenen Jahre aufgegriffen, sondern das Vermögensbildungsgesetz wieder breiteren Schichten der Bevölkerung zugänglich gemacht“, sagte Fahrenschon.
Fazit: Die Politiker verschließen die Augen vor der bestehenden Rentenproblematik und der Bürger spart – sofern er in der Lage dazu ist – in wenig geeignete Anlageformen.