„Zahn-Ersatz-Sofort“ der Ergo Direkt

Durch eine groß angelegte Werbekampagne der Ergo-Direkt soll der Verbraucher in den Glauben versetzt werden, dass es eine revolutionäre Zahnzusatz-Versicherung mit dem Namen „Zahn-Ersatz-Sofort“ gibt, die man abschließen kann, „wenn es eigentlich schon zu spät ist“.

Gegen das Grundprinzip der Versicherung

Der Versicherungsnehmer darf diesen Vertrag sogar unterzeichnen, wenn er bereits wegen Zahnproblemen in Behandlung ist. Ausgeschlossen seien lediglich Maßnahmen, deren Ursprung länger als 6 Monate zurückliegen. Damit wird ein Grundprinzip der Versicherungswirtschaft „über Bord“ geworfen. Denn ein eingetretener Schaden lässt sich nachträglich nicht versichern.

Auf ihrer Webseite teilt der Versicherer mit, dass bei Antragstellung keine Gesundheitsfragen zu beantworten seien. Des weiteren folge eine Annahme ohne Wartezeit und ohne Leistungsbegrenzung durch die Gesellschaft in den ersten Jahren.

Hoher Beitrag, geringe Leistung

Doch wo ist der „Haken“ bei diesem Produkt? Dieser Frage widmet sich Welt Online in einem aktuellen Beitrag. Resultat: Die Kosten sind hoch, die Zuschüsse mitunter sehr gering.

Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind mager

Wie sieht es mit den Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Zahnersatz aus? Die finanzielle Beteiligung beschränkt sich auf den sog. Festzuschuss - einer Übernahme von 50 % der Kosten für die günstigste medizinisch notwendige Versorgung. In der Praxis sind damit ca. 15 % der entstandenen Aufwendungen bezahlt.

Aufstockung durch private Zusatzversicherung

Mit einer privaten Zahnversicherung kann man die Zuzahlung erhöhen; es werden drei Tarifvarianten unterschieden:
- Verdoppelung des Festzuschusses
- Erhöhung unter Anrechnung der GKV auf 55 - 60 %
- Erhöhung unter Anrechnung der GKV auf 85 - 90 %

Geringer Leistungsumfang und hoher Preis des "Zahn-Ersatz-Sofort"

Der „Zahn-Ersatz-Sofort“-Tarif verdoppelt im Leistungsfall lediglich den Festzuschuss – ein „Tropfen auf den hohlen Zahn“. Beispiel: kostet ein Implantat 4.000 Euro, so zahlt die GKV eine Aufwandsentschädigung von rund € 550. Ergo Direkt legt die gleiche Summe dazu. Das klingt im ersten Augenblick gut. Dennoch bleibt der Versicherungsnehmer auf rund € 2.900 seiner Kosten sitzen.Somit ist klar, das Produkt der „Ergo Direkt“ stellt einen Tarif mit der geringsten Leistung dar. Zudem ist die Police teuer – der Versicherungsschutz für einen über 20-jährigen kostet monatlich bereits 33,90 Euro.

Die Vertragslaufzeit der Zahnzusatzversicherung „Zahn-Ersatz-Sofort“ beträgt 24 Monate. Erst im Anschluss ist eine Kündigung zum Ende des Kalendermonats möglich. Ein über 20-jähriger hat zu diesem Zeitpunkt bereits eine Prämie in Höhe von € 813,60 erbracht. Sollte ein Schadenfall eintreten, ist es sehr wahrscheinlich, dass die bezahlten Beiträge die erstattete Leistung übersteigen. Unter diesen Umständen macht ein Vertrag keinen Sinn und man kann die Behandlungskosten aus „eigener Tasche“ begleichen.

Bei klassischen Verträgen wird Zustand der Zähne geprüft

Bei einer „klassischen“ Zahnzusatzversicherung stellt der Versicherer vor einem Vertragsabschluss Fragen zum Zustand der Zähne. Es gilt das alte Motto: „Niemand versichert ein brennendes Haus“. Dieser Leitsatz gilt prinzipiell für alle Versicherungssparten. Fehlende Zähne führen im Regelfall zu einem Beitragszuschlag, zu viele Zahnlücken führen zur Ablehnung des Antrages. Die Tarife mit Gesundheitsprüfung sind üblicherweise billiger und können zusätzlich auf die versicherte Person zugeschnitten werden. Viele Gesellschaften bieten beispielsweise die Kostenübernahme für eine professionelle Zahnreinigung an oder leisten auch bei kieferorthopädischen Maßnahmen, wie etwa Zahnspangen bei Kindern.

Zahn-Police der Ergo Direkt lohnt nur in Ausnahmefällen

Der Versicherungsabschluss über die Ergo Direkt lohnt nur in Ausnahmefällen, beispielsweise wenn mehrere Implantate oder Kronen gleichzeitig eingesetzt werden sollen. Ansonsten macht eine Police mit Gesundheitsfragen und dementsprechend höheren Leistungen Sinn, oder man zahlt die Behandlung notfalls selbst.

Um den passenden Tarif zu finden, kommen Sie kaum an einer Beratung durch einen unabhängigen Vermittler vorbei.

 

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