Renditen der Lebensversicherungen sinken weiter

Die Renditen der klassischen Kapital- und Rentenversicherungen sinken weiter. Laut einer Auswertung der Deklaration von mehr als 50 Gesellschaften durch die internationale Nachrichtenagentur Reuters nimmt die laufende Verzinsung weiter ab und erreicht im Schnitt 2,04 Prozent. Zum Vergleich - im Jahr 2020 schütteten die gleichen Versicherer noch 2,19 Prozent aus, in 2019 gar rund 2,4 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Versicherungsgesellschaften haben die Überschussbeteiligung im neuen Jahr heruntergefahren. Aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werden immer weniger klassische Policen angeboten. Allerdings dominieren im Bestand von rund 82 Millionen Verträge diese noch.

Definition klassische Kapitallebensversicherung

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) definiert folgendermaßen:
„Die kapitalbildende Lebensversicherung stellt also eine Kombination aus einer Risiko-Lebensversicherung mit Zahlung im Todesfall und einem langfristigen Sparvorgang mit Zahlung nach Ende der Laufzeit mit Zinsen dar…Erlebt der Versicherte den Vertragsablauf, wird das über die Laufzeit angesammelte Kapital an den Versicherungsnehmer oder eine andere, von ihm benannte Person ausgezahlt. Dabei schüttet die Versicherungsgesellschaft nicht nur die garantierte Erlebensfallsumme aus, sondern in der Regel auch Leistungen aus der Überschussbeteiligung, also einen Anteil an den Gewinnen, die das Unternehmen während der Laufzeit aus Ihren Prämien erwirtschaftet hat.“

Auch große Anbieter senken Überschüsse

Auch zahlreiche große Versicherungsgesellschaften senkten die Überschussbeteiligung gehörig. So reduzierte beispielsweise der zweitgrößte Anbieter, die R+V, die Überschüsse auf 1,75 Prozent, im Vorjahr waren es noch 2,3 Prozent. Des Weiteren kündigte der genossenschaftliche Versicherer im Herbst an, keine klassischen Verträge mehr anzubieten, d.h. künftig entfällt in Policen die volle Beitragsgarantie. Die Debeka verminderte die Überschüsse ebenfalls, aktueller Stand 1,25 Prozent (2020 1,75 und 2019 2,25 Prozent). Der Branchenprimus Allianz handhabt es gleichermaßen, auch hier wurden Verträge mit vollständiger Beitragsgarantie abgeschafft. Dennoch liegt die Verzinsung in diesem Jahr bei 2,3 Prozent, nach 2,5 Prozent im Vorjahr, aber damit immer noch deutlich über dem Branchenschnitt.

Höchste laufende Verzinsung 3,0 Prozent

Die höchste laufende Verzinsung finden wir bei zwei kleineren Anbietern - die Ideal Leben und die Athora Leben, die wiederum als einzige die Überschüsse um 0,25 Prozent angehoben hat. Bei dieser Gesellschaft handelt es sich um die ehemalige Delta Lloyd, die als erster Lebensversicherer hierzulande ihren Kundenbestand an einen Abwickler veräußerte. Ein weiterer Abwickler, nämlich die Proxalto - sie übernahm den Bestand der Generali Leben - befindet sich mit 1,25 Prozent (2020 ebenfalls) am unteren Ende.

Aktuelle Marktsituation

Jeder der einen derartigen Vertrag besitzt, sollte sich seine jährliche Wertmitteilung genau ansehen. Besonderes Augenmerk gilt der prognostizierten Ablaufleistung. Vergleichen Sie den aktuellen Wert mit dem vor beispielsweise zehn Jahren bzw. zu Beginn des Vertrages. Häufig gibt es dabei ein böses Erwachen, aber Aussicht auf Besserung besteht nicht. Die Gesellschaften kaufen zu rund 80 Prozent bonitätsstarke Rentenpapiere, wie etwa Bundesanleihen. Eine zehnjährige Bundesanleihe bringt aktuell ca. - 0,5 Prozent Zins - 2010 waren es noch ca. + 3 % und im Jahr 2000 gar ca. + 5 %. Momentan profitieren die Versicherer noch von renditestarken Papieren, die früher angeschafft wurden, aber Stück für Stück auslaufen und wie das Beispiel zeigt nicht mehr zu attraktiven Konditionen eingedeckt werden können. Die EZB schaffte mit ihrer Niedrigzinspolitik die Zinsen zu Ungunsten der Sparer faktisch ab, um bonitätsschwache EU-Länder vor Zahlungsschwierigkeiten zu bewahren. Die jetzige Coronapandemie schlägt in die gleiche Kerbe und wird diesen Zustand weiter verschärfen.

Was tun mit einem bestehenden Vertrag?

Die Antwort auf diese Frage hängt von der individuellen Situation ab. Wie beschrieben sinken die Zuschüsse weiter. Bestehen Verbindlichkeiten, so ist es eine Überlegung wert diese mit dem Guthaben der Lebensversicherung abzulösen. Neben einer Kündigung besteht auch die Möglichkeit den Vertrag zu verkaufen oder zumindest ihn beitragsfrei stellen zu lassen. Zudem sollte man bedenken, dass sich die Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung weiter nach unten bewegen und einer privaten Altersvorsorge damit mehr an Bedeutung zukommt. Allerdings ist zum Kapitalaufbau der Zinseszinseffekt notwendig, den diese Verträge kaum bieten.

Haben Sie Fragen zu alternativen Anlageformen oder zu ihrem bestehenden Vertrag, so rufen Sie mich einfach an unter: 09232-70880.

 

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Ratgeber Versicherungen von Stefan Vetter

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