Wissenswertes über Börsenkorrekturen
Seit fast einer Dekade boomten die Börsen weltweit nahezu ohne Unterbrechung, doch ab Anfang Oktober geht es nun stetig bergab. Der amerikanische Leitindex Dow Jones und der S&P 500 datieren mittlerweile 15 Prozent unter ihren Höchstständen und der meist beachtete Index hierzulande, der DAX, verlor seit Januar 2018 gar mehr als 20 Prozent. Die jetzige Korrekturphase
dauert bereits länger als die Abwärtsbewegung zu Beginn dieses Jahres und nähert sich der Dauer des Rückgangs von 2010. Dies war der erste Bruch eines starken Aufwärtstrends des S&P 500 nach Ende der Finanzkrise. Die momentane Tendenz verunsichert viele Anleger – doch ist die Angst vor längerfristigen Verlusten auch tatsächlich begründet?
Anbei acht Fakten zum Thema Börsenkorrekturen, exemplarisch dargestellt für die amerikanische Börse:
1. Korrekturen sind unvorhersehbar
Niemand kann Kurskorrekturen prognostizieren. Dieser Tatbestand ist für den langfristig orientierten Anleger auch nicht tragisch. Eine Analyse der US-Bank JPMorgan brachte hervor, dass ein S&P 500 Indexfonds im Zeitraum vom 01. Januar 1995 bis 31. Dezember 2014 eine kumulative Rendite von 555 Prozent oder 9,9 Prozent pro Jahr erzielte. Ein bemerkenswertes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es hier zum Platzen der Dotcom-Blase kam, es Terroranschläge und die globale Finanzkrise gab. Wer aus Angst nur die zehn besten Handelstage in dieser Zeit verpasst hat, erreichte mit einem Zuwachs von 191 Prozent nur gut ein Drittel dieser Rendite.
2. Marktkorrekturen sind gar nicht so schlimm
Börsenkorrekturen lassen sich definieren als Kurseinbrüche von mehr als 10 Prozent nach einem neuen Höchststand. Sie kommen wesentlich öfter vor als allgemein angenommen. Seit dem Jahr 1950 gab es im S&P 500 ganze 37 Rückgänge dieser Art. Dies bedeutet statistisch gesehen, dass weniger als alle zwei Jahre eine Korrektur vorgenommen wird. Von einem Bärenmarkt spricht man, wenn der Kurseinbruch 20 Prozent überschreitet. In den vergangen 31 Jahren gab es lediglich zwei derartige Ereignisse. Im langfristigen Durchschnitt tritt dieses Szenario nur etwa einmal pro Jahrzehnt ein.
3. Ursache erst nachher bekannt
Im Voraus lassen sich die genauen Ursachen für eine Korrektur nicht ergründen. Hier kann es sich um ein x-beliebiges Ereignis handeln, es können aber auch ein oder mehrere bekannte Auslöser eine Rolle spielen. Erst nach einem Rückgang wird klar, welcher Tatbestand dafür verantwortlich war.
4. Korrekturen sind nur von kurzer Dauer...
Kursrückgänge sind im Regelfall nur von kurzer Dauer. So währten von den letzten 36 Korrekturen 22 weniger als 105 Tage, lediglich 7 beanspruchten einen Zeitraum von mehr als einem Jahr. Seit 1992 gab es nur zwei Ereignisse, die die Börsen nach unten gehen ließen, nämlich die Dotcom-Blase und die Bankenkrise.
5. ...und emotional gesteuert
Unabhängig vom Auslöser einer Korrektur kann man sich darauf verlassen, dass Emotionen die Auswirkungen verstärken. In Panik geratene Investoren und kurzfristig agierende Händler tragen dafür die Verantwortung. Auch die mittlerweile häufig eingesetzten computergesteuerten Verkaufsprogramme, welche eine Aktie beim Unterschreiten eines bestimmten Wertes automatisch veräußern, verstärken den Domino-Effekt.
6. Meist nur kurzfristig denkende Investoren betroffen
Leider wird der Aspekt, dass langfristig orientierte Investoren davon kaum betroffen sind, oft übersehen. Denn ein Rückgang von zehn Prozent oder mehr lässt sie nicht ins Abseits geraten. Lediglich die Gruppe kurzfristig denkender Anleger und emotional getriebene Händler zählen zu den Verlierern.
7. In Korrekturphase Investments überdenken
Eins vorab: Zu jedem Zeitpunkt können getätigte Anlagen in Aktien oder Investmentfonds geprüft und neu beurteilt werden. Ein Börsenrückgang ist somit ein kleiner Tritt in den „ Allerwertesten“, um dies auch umzusetzen. Bei der Einschätzung geht es primär darum zu prüfen, ob die ursprünglichen Argumente für den Kauf noch gegeben sind. Sollte sich also nichts geändert haben, gibt es zumeist auch keinen Grund für einen Verkauf.
8. Langfristige Investoren zahlen sich aus
Die Zeit selbst ist der Freund des Investors. Denn alle 36 Korrekturen des S&P 500 wurden durch die nachfolgende Rally mehr als ausgeglichen. In den meisten Fällen dauerte es nur Monate bis die rückläufige Entwicklung im Rückspiegel verschwunden war. Allerdings sollte jedem klar sein, dass nur der Anleger Renditen erzielen kann, der im Markt investiert ist. Ich stelle mir daher die Frage, weshalb immer mehr Geld in klassischen Bankprodukten – mit maximal Zinsen in homöopathischer Höhe - brach liegt, denn nach Abzug der Inflation bedeutet dies für den Sparer einen Kapitalverlust. Wann werden Sie zum Investor? Wenn nicht jetzt, wann dann...