EZB verlängert Nullzinsphase bis Herbst 2019
In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hat die Europäische Zentralbank (EZB) keine weiteren Richtungsentscheide mehr getroffen. D.h. der Leitzins bleibt unverändert und liegt somit seit März 2016 bei null Prozent. Ebenso verhält es sich mit dem Einlagensatz, dieser verharrt bei minus 0,4 Prozent. Banken müssen also nach wie vor Strafzinsen bezahlen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Zentralbank anlegen.
Langsamer Ausstieg aus ultralockerer Geldpolitik
Wie geplant hält die EZB daran fest, allmählich aus der ultralockeren Geldpolitik auszusteigen. Im Zuge dieser Entwicklung werden die milliardenschweren Anleihenkäufe (Quantitative Easing) zum Jahresende Schrittweise auslaufen.
Leitzins mindestens noch ein Jahr bei null Prozent
Wie aus einer Mitteilung des EZB-Rat zu entnehmen ist, wird der Leitzins bis Sommer 2019 konstant bei null Prozent bleiben. Allerdings kann sich diese Phase verlängern, ausschlaggebend dafür ist, dass die Inflationsrate langfristig das angestrebte Ziel von zwei Prozent erreicht. Im Monat Juni wurde dieses Bestreben, bedingt durch höhere Energiepreise, in die Realität umgesetzt. Für EZB Präsident Mario Draghi indes kein Grund zum Handeln, denn in seinen Augen schwächelt die Kerninflation weiterhin. Auch lässt ihn die wachsende Wirtschaft nicht tätig werden.
Sitzungsergebnisse überraschen nicht
Die Sitzungsergebnisse überraschen Marktbeobachter nicht. So äußert Andrew Wilson, CEO für EMEA und Co-Head des Global Fixed Income sowie Liquidity Solutions Teams bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM): „Nach dem Ausblick im letzten Monat hat das heutige EZB-Meeting wie erwartet nur wenig neue Informationen über die geldpolitischen Aussichten der Zentralbank ergeben. Wegen der anhaltend niedrigen Inflation ist unseres Erachtens eine weiterhin lockere Geldpolitik erforderlich. Das fällt dann zweifelsohne in den Aufgabenbereich des Nachfolgers von Mario Draghi ab November nächsten Jahres.“
Johannes Müller, Head Macro Research bei der DWS, fügt ergänzend hinzu: „Auffallend war die Betonung der Zusage, die Leitzinsen mindestens bis zum Sommer 2019 auf unverändertem Niveau zu belassen. Die gute Nachricht ist, dass die EZB trotz der Unsicherheiten durch Protektionismus die Wirtschaft in der Eurozone in einer guten Verfassung sieht und ihre Projektionen bestätigt hat. Marktgerüchte, wonach eine Ankündigung über die Vorgangsweise bei der Re-Investition von fällig werdenden Anleihen erfolgen könnte, wurden wie von uns erwartet nicht erfüllt.“
Alptraum für Sparer geht weiter
Somit geht für den deutschen Sparer der Alptraum weiter. Denn über € 2,2 Billionen liegen auf nicht verzinsten Bankkonten oder werden in Bargeld gehalten. Dieses Kapital verliert durch die Inflation an Kaufkraft. Leider setzt hier der Umdenkprozess – weg von der Fokussierung auf (nicht mehr vorhandene) Zinserträge und hin zur Investition in die Wirtschaft – nur langsam ein.
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