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Katastrophale Testergebnisse zu „Pflege-Bahr“

Den meisten Bundesbürgern ist durchaus bewusst, dass Vorsorge zum Risiko-Thema Pflege enorm wichtig ist. Das Interesse hier private Vorkehrungen zu treffen steigt. In seiner Aprilausgabe hat dazu das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ 104 Pflege-Zusatzversicherungen getestet. Darunter auch staatlich geförderte „Pflege-Bahr-Tarife“. Im Jahre 2013 wurde die  Pflege-Bahr ins Leben gerufen und nach dem ehemaligen FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr benannt. Öko-Test bewertet diese Tarife als zu teuer und sie schaffen es nicht Lücken der staatlichen Absicherung zu schließen. Laut einem Medienbericht fällt dieses Produkt „voll durch“.

Zu geringe Leistungen

Die monatliche Rente beträgt beispielsweise für einen 35-Jährigen maximal € 240 in der Pflegestufe 1, € 530 in Pflegestufe 2 und € 1.200 in 3, bei Einzahlung des monatlichen Mindesteigenbeitrages von € 10 – der mit einer staatlichen Zulage von € 5 gefördert wird. Fachleute sind sich einig: „Diese Beträge sind weit von den Pflegelücken entfernt“. Einziges Plus dieser Verträge ist der Verzicht einer Gesundheitsprüfung im Vergleich zu ungeförderten Tarifen. Aus diesem Grund erhalten auch Menschen mit schweren Vorerkrankungen Versicherungsschutz. Als alleinige Einschränkung gilt hier, dass zum Zeitpunkt der Antragstellung noch keine Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung bezogen worden sind. Im Gegenzug besteht jedoch eine Wartezeit von fünf Jahren, in der die Gesellschaft keine Leistungen erbringt. Ausnahme – bei unfallbedingter Pflegebedürftigkeit. Einer der Autoren zitiert: „Weil wahrscheinlich überwiegend Kranke einen solchen Tarif abschließen, haben die Assekuranzen einen deutlichen Sicherheitszuschlag eingepreist“.

Steigende Anzahl von Pflegebedürftigen

Laut dem Verbrauchermagazin liegt die geschätzte Lücke, je nach Region, Art der Betreuung und Pflegestufe zwischen € 350 und € 2.100 pro Monat. In Deutschland sind momentan rund 2,6 Millionen Bürger auf die Hilfe anderer angewiesen. Innerhalb von fünf Jahren wird diese Zahl nach einer Prognose des Statistischen Bundesamt (www.destatis.de) auf 2,9 Millionen steigen. Bis zum Jahr 2030 wird mit 3,4 Millionen Betroffenen gerechnet. Für Öko-Test ist klar: Ohne eine private Pflegezusatzversicherung droht der soziale Abstieg, da die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht ausreichen, um die Pflegekosten zu decken.

Wesentlich weniger Verträge abgeschlossen als erwartet

Von Seiten der Bundesregierung wurde allein für das Jahr 2013 mit dem Abschluss von 1,5 Millionen Verträgen gerechnet. Die tatsächliche Zahl liegt, nach Angaben des Verbandes der Privaten Krankenversicherer (www.pkv.de), mit knapp 550.000 Verträgen bis Ende 2014 deutlich darunter. Weitere Probleme kommen noch von anderer Seite: „Die Gesamtzahl der abgeschlossenen Pflege-Bahr-Tarife ist nicht so hoch, dass man auch nur ansatzweise sicher sein könnte, dass hier ein Risikoausgleich zwischen guten und schlechten Risiken erfolgt“, meint der Versicherungsmathematiker und PKV-Gutachter Peter Schramm. Der Meinung schließt sich auch Jörg Werner vom Analysehaus KVpro (www.kvpro.de) aus Freiburg an: „Da nun auch endlich Personen, die Vorerkrankungen aufweisen, chronisch krank sind und ein hohes Pflegerisiko haben, eine private Pflege-Zusatzversicherung abschließen können, steigt natürlich das Risiko, dass die Beiträge nach der fünfjährigen Wartezeit angepasst werden müssen.“ Auch bei den Gesellschaften selbst tauchen Zweifel auf, ob die angebotenen Tarife vernünftig kalkuliert sind. Der Continentale-Versicherung AG Vorstand, Christopf Helmich, äußert: "Wir haben Schwierigkeiten uns vorzustellen, dass der Pflege-Bahr versicherungstechnisch nachhaltig kalkuliert ist“. Das Unternehmen bietet selbst daher keine Pflege-Bahr-Tarife an.

Beitragserhöhung vermutlich ab 2018

Wahrscheinlich wird es ab dem Jahr 2018 zu deutlichen Beitragssteigerungen kommen, wenn erstmalig Leistungen aus den abgeschlossenen Verträgen beantragt werden können. Infolgedessen werden sicherlich einige bisher gesunde Versicherte in ungeförderte Produkte wechseln. Dadurch gehen ihre bisher gebildeten Altersrückstellungen verloren und sie steigen in den neuen Tarif mit höheren Eintrittsalter ein - demzufolge mit einem deutlichen mehr an Beitrag. Dagegen haben kranke Versicherte keine Chance auf einen Wechsel und sie sind den Gesellschaften ausgeliefert: „Das Risiko der Unterkalkulation tragen aufgrund dieser Kunden- und wettbewerbsunfreundlichen Regelung damit allein die Versicherten“, sagt Prof. Heinz Rothang vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik. Er fordert eine Abschaffung der Pflege-Bahr.

Auch Kinder können pflegebedürftig werden

Im Nachtrag der Öko-Test-Studie hat das Softwarehaus KVpro insgesamt 312 Tarife analysiert. Auf Basis der vom Verbrauchermagazin vorgegebenen Mindestkriterien kamen somit 104 private Pflegegeldzusatztarife für Erwachsene und Kinder in den Test – von insgesamt 24 Anbietern. Um Eltern einen finanziellen Ausgleich zum normalen Beruf geben zu können, sollte die Leistung für häusliche Pflege eines einjährigen Kindes wie folgt gestaffelt sein:
Pflegstufe 1 mindestens € 900, Pflegestufe 2 € 1.800 und Pflegstufe 3 € 3.000.
Denn nur so ist es einem Elternteil möglich, die Arbeitsstelle aufzugeben, um ohne Existenzängste sein Kind pflegen zu können, heißt es in der April-Ausgabe von Öko-Test.

Pflege – ein komplexes Thema, das nicht nur ältere Menschen betrifft. Da die gesetzlichen Leistungen nur unzureichend sind, ist private Vorsorge unabdingbar.
Bei Fragen rund um dieses Thema und bei der Wahl der richtigen Zusatzversicherung stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.   

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