10 Gründe für mangelnden Anlageerfolg
Bereits im Jahre 2004 fand eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zum finanziellen Analphabetismus in Deutschland statt. In seinem Buch "The Behavior Gap" verdeutlicht der New York Times Kolumnist Carl Richards den immensen Unterschied zwischen dem Verhalten der Anleger in der Realität und darüber, wie sie eigentlich handeln sollten.
Zehn häufige Fehler
In den letzten Jahren veränderte sich das amateurhafte Anlegerverhalten kaum. Zwar stieg die Anzahl der Menschen, die Aktien, Fonds und ETFs besitzen geringfügig, aber trotz allem werden noch immer die klassischen Bank- und Versicherungsprodukte favorisiert, obwohl diese in der jetzigen Zinssituation Verluste einfahren. Deutschland ist von einem Land der Investoren noch weit entfernt.
Ursächlich dafür sind die nachfolgend aufgeführten Fehler:
1) Sicherheit hat oberste Priorität
Die deutschen Staatsbürger lieben die Sicherheit, die Garantie und den Guthabenzins. Letztere wurden leider von der Europäischen Zentralbank (EZB) faktisch abgeschafft. Also wird häufig die Vogel-Strauß-Politik betrieben, die sogar Negativzinsen (schöner formuliert als Verwahrentgelte) billigt, anstatt nach Rendite zu streben und die daraus ergebenden Schwankungen zu akzeptieren.
2) mangelnde Finanzbildung
Alle haben wir den Satz "über Geld spricht man nicht" schon einmal gehört und bei vielen ist es nach wie vor ein Tabuthema in der Familie und unter Freunden über finanzielle Belange zu sprechen. In der Schule lernen Heranwachsende Gedichte in drei Sprachen zu interpretieren, aber ein Grundwissen über Geld und Steuern wird ihnen nicht vermittelt.
3) falsche Berater
Jeder Bankangestellter oder Versicherungsvertreter ist der verlängerte Arm seines Arbeitgebers. Eine objektive Beratung ist von diesem folglich nicht zu erwarten, denn sie verfügen nur über ein eingeschränktes Produktspektrum. Wenden Sie sich daher an einen unabhängigen Vermittler.
4) zu geringe Streuung
Kapitallebensversicherung, Sparbuch und Bausparvertrag stellen keine Streuung dar. Auch drei Einzelaktien oder ein Investmentfonds erweisen bzw. erweist sich nicht als bessere Wahl. Hier gilt die alte Weisheit "nie alles auf ein Pferd zu setzen" und Branchen, Unternehmen, Länder usw. zu streuen. Doch stattdessen laufen viele dem nächsten heißen Tipp nach.
5) fehlende Strategie
Der Notgroschen auf dem Festgeldkonto, der Bausparvertrag für das Haus und die Lebensversicherung für die Rente. Unterlagen füllen dicke Ordner. Aber die meisten Sparer wissen nicht, welche Summen man für die Sparziele benötigt und ob diese jemals erreicht werden können.
Jeder, der langfristig an den Kapitalmärkten Erfolg haben will, muss sich selbst einige Fragen beantworten. Welches Kapital steht zur Verfügung? Welcher Teil davon kann kurz-, mittel- und langfristig angelegt werden? Wie sieht es mit Verfügbarkeit, Versteuerung und Vererbbarkeit aus? Mit welchen Schwankungen kann ich leben? Ohne eine Strategie ist ein positiver Verlauf sehr zweifelhaft.
6) Emotionen beeinflussen das Anlageverhalten
Emotionen erweisen sich als Gift beim Anlegen - denn entweder überwiegt die Angst oder die Gier. Das eine Extrem ist, sämtliches Kapital auf dem Festgeldkonto zu parken, das andere als Anfänger in Bitcoins oder Warentermingeschäfte zu investieren. Beides ist von einer Strategie weit entfernt.
7) Vergessene Inflation
Der Einfluss der Inflation wird gemeinhin deutlich unterschätzt. Eine Inflationsrate von 2 Prozent (der Stand momentan liegt sogar um die 4 Prozent!!) führt dazu, dass das Kapital innerhalb von 20 Jahren 32,7 Prozent seiner Kaufkraft verliert.
8) mangelndes Wissen zu Steuern
Einkünfte aus dem Kapitalvermögen unterliegen der Abgeltungssteuer und nicht dem persönlichen Steuersatz. Viele Anleger sind nicht in der Lage den Freistellungsauftrag geschickt auszunützen.
9) Sparen an der falschen Stelle
Für passive Indexfonds (ETFs) sprechen niedrige Kosten, noch günstiger sind einzelne Aktien. Doch was helfen die billigsten Produkte, wenn es an der Qualität mangelt. Professionelles Management hat seinen Preis, zahlt sich aber langfristig aus.
10) Suche nach dem schnellen Gewinn
Kurzfristige Erträge einzelner Investments werden überschätzt, langfristige Renditen von Fonds werden unterschätzt. Anstatt stressfrei in ein breit gestreutes Portfolio zu investieren, suchen viele Anleger nach der nächsten Apple- oder Facebook-Aktie, um dabei schnell reich zu werden. Aber hier ist es genau wie beim Lottospielen, nur die wenigsten haben Erfolg.
Im Leben gibt es einige Dinge, die bisweilen eine höhere Priorität einnehmen als Geld. Allerdings wird der richtige Umgang mit den eigenen Finanzen in der Zukunft immer wichtiger. Als Schlagworte nenne ich die dauerhafte Nullzinsphase, Inflation, sowie die demografische Entwicklung mit Auswirkungen auf die staatliche Rentenversicherung. Nichtstun führt zwangsläufig zum Verlust.